
DIE TAUCHERMANUFAKTUR

FAQ
Häufig gestellte Fragen
Wieso erforscht ihr das St. Anna Loch?
Ist da nicht schon alles bekannt?
Viele Aspekte des St. Anna Loches wurden über das letzte Jahrhunderte untersucht. Messungen in Zusammenhang mit dem Kraftwerk wurden durchgeführt und grobe Modelle erstellt. Einige Taucher haben diesen Platz in der Vergangenheit exploriert und konnten sich ein gutes Bild über den Tauchplatz verschaffen. Viele dieser Daten und Erkenntnisse konnten aber leider nie so aufgearbeitet werden, das sich Wissenschaft und Öffentlichkeit ein Bild über dieses Naturphänomen und die reiche Geschichte dieses Ortes machen konnte.
Beispielsweise ist das St Anna Loch aus archäologischer Sicht nach wie vor in vielen Teilen noch ein weisser Fleck. Wir hoffen, dazu beitragen zu können, offene Fragestellungen zu klären. Wusstet ihr zum Beispiel, dass auf der Westseite des Inselis auf einer Tiefe von 6 und 9 Metern eine grosse Mauer liegt? Mit unserem 3D-Modell können archäologische Fachleute diese Mauer untersuchen, ohne dafür selbst tauchen zu müssen.
Mit modernster Technik können wir Daten und 3D-Modelle generieren, die bisher in dieser Art nicht möglich waren und so neue und tiefere Einblicke in diesen fantastischen Ort gewähren.
Wofür braucht ihr das Geld?
Das xPloris-Team arbeitet komplett ehrenamtlich und es werden mit xPloris keinerlei Gewinne erwirtschaftet. Alle Spenden werden komplett in das Projekt investiert, etwaige Überschüsse nach dem Projektende dem Fricktaler Museum in Rheinfelden gespendet.
Etwa 70% der erwarteten Kosten fallen bei der Beschaffung und Miete von Equipment für die Vermessung des Rheingrundes, sowie für Video- und Fotoaufnahmen der Mauerfragmente an. Die Sicht ist im Bereich des St. Anna Loches durch Schwebstoffe oftmals eingetrübt und stellt entsprechend hohe Anforderungen an die verwendete Ausrüstung. So sind etwa lichtstarke Unterwasser-Kameras mit leistungsfähigen Lichtquellen notwendig, um qualitativ hochwertige Aufnahmen erzeugen zu können. Materialkosten entstehen ausserdem durch den geplanten 3D‑Druck des Landschaftsbildes der mittelbaren Umgebung des St. Anna Loches, welches wir dem Fricktaler Museum übergeben werden.
Weitere Aufwendungen fallen im Bereich Sicherheit der Tauchgänge an. So müssen noch einige Führungsleinen im St. Anna Loch verlegt werden, damit wir uns sicher durch die Strömung bewegen und orientieren können.
Was passiert, wenn ihr etwas Wertvolles findet?
Falls wir etwas Wertvolles finden, wird umgehend die Kantonsarchäologie informiert und der genaue Standort lokalisiert. Zusammen mit der Kantonsarchäologie wird dann das weitere Vorgehen besprochen. Wir entfernen oder verschieben nichts selbstständig.
Citizen Science - Was bedeutet das?
Im Citizen Science-Ansatz werden wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse von Personen generiert, die nicht hauptberuflich in der fachzugehörigen Wissenschaft tätig oder insitutionell gebunden sind.
Elementarer Bestandteil von Citizen Science ist die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, insbesondere in Bezug auf die Methodik-Transparenz der Datenerhebung und in der öffentlichen Diskussion der Ergebnisse.
Ist es nicht gefährlich im St. Anna Loch zu tauchen?
Nicht ohne Grund zählt das St. Anna Loch als extremer Ort um zu tauchen. Die Strömungen, die Tiefe und die schlechte Sicht machen sogar die einfachsten Tasks sehr anspruchsvoll. Deswegen sind alle unsere Taucher sehr erfahren und haben Erfahrung unter extremen Bedingungen (Höhlen, tiefe Dekompressionstauchgänge usw.). Wir haben ausserdem viele Tauchgänge damit verbracht, den Tauchplatz langsam kennen und einschätzen zu lernen und ein ausgereiftes Sicherheitskonzept entwickelt, um die Risiken für uns klein zu halten.
Wir empfehlen definitiv niemanden im St. Anna Loch zu tauchen!
Was ist Photogrammmetrie?
Photogrammetrie ist eine berührungslose Messmethode, bei welcher ein Objekt aus vielen verschiedenen Blickwinkeln fotografiert wird. Am Computer lassen sich diese Einzelbilder mittels moderner Algorithmen zu einem exakten dreidimensionalen Abbild des Objektes zusammensetzen. Dadurch wird das virtuell abgebildete Objekt einer Untersuchung ausserhalb des Wassers zugänglich gemacht. Durch den Einsatz von hochauflösenden Fotografien kann hierbei ein sehr hohe Detailtreue wiedergegeben werden.
Folgendes Video gibt euch einen kleinen Einblick in das Thema:
Wie macht ihr die 3D-Scans vom Rhein?
Um die komplexe topografische Situation mit steilen Schluchten und engen Canyons abbilden zu können, wird ein hochentwickeltes Sonar verwendet. Hierbei werden schallakustische Signale aus unterschiedlichen Winkeln ins Wasser abgegeben und beim Auftreffen auf Oberflächen wie Flussbett oder Felswände reflektiert. Anhand des sich bildenden Reflektionsmusters lässt sich in einem aufwendigen Rechenprozess die räumliche Struktur der Umgebung berechnen. Mit dem hier eingesetzten Multibeam Sonar lässt sich eine hohe räumliche Auflösung erreichen, welche es erlaubt, ein hochgenaues Abbild des St. Anna Lochs zu erzeugen.
Die gewonnen Daten werden wir der Öffentlichkeit im Rahmen von Open Science zur Verfügung stellen. (→ siehe "Wie werden die Daten publiziert?")
Wie wollt ihr den Müll bergen?
Auf dem Rheingrund befinden sich Unmengen an Zivilisationsmüll, wie bspw. Dutzende von Fahrrädern und E-Scootern. Diese werden wir mit sogenannten Hebesäcken bergen - das sind Stoffsäcke, die unter Wasser mit Luft befüllt werden und so den gewünschten Gegenstand zur Oberfläche bringen. Dort werden die Objekte dann von einem Boot aufsammelt, an Land gebracht und sachgerecht entsorgt.
Wie werden die Daten publiziert?
Wir haben den Anspruch, dass die erzeugten Daten der Öffentlichkeit und somit auch interessierten Fachpersonen und Forschenden kostenlos und dauerhaft zur Verfügung stehen. Nach den Idealen von Open Science werden die Daten bei einer staatlichen Stelle, etwa einem Archiv oder einer Bibliothek, hinterlegt werden. Somit stellten wir sicher, dass die Daten dauerhaft zugänglich sind, in fachspezifischen Indexes gelistet werden und kostenlos zugänglich sind. Aktuell sind wir mit verschiedenen Stellen, etwa der ETH Bibliothek, im Austausch, um die bestmögliche Form der Datenarchivierung zu besprechen.
Ausserdem werden wir die Daten in Form eines dreidimensionalen Modells des Rheinbettes und der umgebenden Landschaft dem Fricktaler Museum übergeben und es dem Museum freistellen, dieses im Rahmen ihrer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ihr seid keine Archäologen - dürft ihr das?
Der Einstieg auf dem Inseli befindet sich auf öffentlichen Grund, ebenfalls besteht an besagter Stelle kein Tauchverbot. Der Zugang zum Rhein ist somit frei zugänglich und das Tauchen erlaubt.
Sowohl beim Vermessen der Rheinbettes mittels Sonar wie auch dem Fotografieren der Mauerfragmente (→ siehe "Was ist Photogrammmetrie") handelt es sich um berührungslose Messmethoden. Somit werden die untersuchten Fragmente weder berührt noch beschädigt. Auch werden wir keine Fundstücke vom Ort des Auffindens entfernen. Wir identifizieren uns als interessierte Amateurforscher (Citizen Scientists), nicht als zwielichtige Grabräuber.
Allenfalls werden auf ausdrückliche Anweisung und unter Anleitung offizieller Stellen, etwa der Kantonsarchäologie Aargau, Proben zur weiteren Untersuchung entnommen.